Das ovale Spinett von 1690 ist das älteste erhaltene Instrument von Bartolomeo Cristofori. Es wurde im Jahr 2000 wiederentdeckt, nachdem das Erbe des Florentiner Antiquitäten-Händlers Stefano Bardini nach langjährigen juristischen Verhandlungen in den Besitz des italienischen Staates übergegangen war. Seit 2001 wird das Instrument in der Musikinstrumenten-Abteilung der Galleria dell'Accademia in Florenz ausgestellt.
Vorbereitung
In Vorbereitung auf die Präsentation im Museum wurde das Spinett 2001 von oberflächlichem Staub und Dreck trocken gereinigt. Das Forschungsprojekt beinhaltete eine Röntgenaufnahme, eine Infrarot-Spektroskopie verschiedener Leimproben, eine Metallanalyse mit einem Rasterelektronenmikroskop (SEM) und eine makroskopische und mikroskopische Holzanalyse. Verschiedene Spezialisten führten organologische Untersuchungen durch. Darüber hinaus wurde eine technische Zeichnung mit einem CAD-Programm angefertigt. Die Ergebnisse wurden 2002 und 2008 veröffentlicht.
Bartolomeo Cristofori. La spinetta ovale del 1690. A cura di Gabriele Rossi-Rognoni. Ministero per i Beni e le Attività Culturali. Soprindendenza Speciale per il Polo Museale Fiorentino. Sillabe 2002
Gabriele Rossi Rognoni: La spinetta ovale di Bartolomeo Cristofori del 1690. Un progetto di ricerca su uno strumento recentemente riscoperto. In: Restauro e conservazione degli strumenti musicali antichi. Nardini Editore 2008, pp. 101 – 112
Grant O’Brien: La conservazione della spinetta ovale di Bartolomeo Cristofori del 1690. Un approccio archeologico. In: Restauro e conservazione degli strumenti musicali antichi. Nardini Editore 2008. pp. 137 - 145
Als Teil der Untersuchung des Konstruktionsaufbaus und als klangliche Wiederbelebung wurde 2003 eine getreue Kopie gebaut. (siehe Kopienbau, Ovales Spinett )
Ziel der Restaurierung von 2012 war es, den Konservierungszustand zu verbessern. Es wurden nur Reinigungs- und Festigungsarbeiten durchgeführt. Ort der Restaurierung war die Restaurierungswerkstatt der Uffizien in Florenz.
Restaurierung
Während des ersten Teiles der Restaurierung wurden alle Reinigungsarbeiten durchgeführt. Das Entfernen des Schmutzes geschah unter einem Vergrößerungsglas und einem Mikroskop. Um ein kleines Holzstöckchen wurde ein Leinenläppchen gewickelt, welches vorher in heißes Wasser getaucht wurde und alle paar Zentimeter erneuert wurde. Nachdem die Reinigungsarbeiten beendet waren, mussten alle Teile, die sich gelöst hatten, an das Gehäuse zurück geleimt werden.
Bevor die Festigungsarbeiten am Spinett durchgeführt werden konnten, musste entschieden werden, welche Art Leim verwendet werden sollte. Die Untersuchungen von 2001 beinhalteten auch eine Leimanalyse und diese hatte das Vorhandensein von Kaseinleim sowohl auf der Innenseite der rechten Hohlwand aus Palisanderholz als auch auf dem Pappelholzblock, auf dem das Palisanderholzfurnier geleimt ist, nachgewiesen. Auch wenn die Verwendung von Kaseinleim wegen seiner Irreversibilität für Restaurierungen nicht geeignet ist, so wurde das Thema trotzdem gründlich untersucht. Außerdem wurden neue Leimproben genommen und chemisch analysiert. (Infrarotspektroskopie, gleiche Methode wie die von 2001). Die neuen Analysen konnten die Verwendung von Kaseinleim ausschließen. Es wurde nur tierischer Leim nachgewiesen.
Für alle Leimarbeiten wurde Rinder-Hautleim verwendet. Die abgelösten und gebogenen Seitenteile rechts und links der Tastatur mussten zuerst mit Wasser weich gemacht und gerade gepresst werden, bevor sie an das Gehäuse zurückgeleimt werden konnten. Für das Verleimen der gelösten Furnierteile wurde folgende Technik benutzt: 1) Das Spinett wurde gut auf einer starken Holzplatte angezwingt. 2) Es wurden Holzblöcke mit vielen Löchern vorbereitet und in einiger Entfernung zu dem verleimenden Stück befestigt. 3) Gewindestäbe wurden durch die Löcher geschoben. Mit Hilfe von Muttern ließ sich der Abstand der Gewindestäbe zum Spinett einstellen. 4) Zwischen den Gewindestäben und dem Spinett wurden kleine Holzplättchen oder Keile geschoben. Dieses System ermöglichte ein ganz selektives Verleimen aller Risse und aller gelöster Furnierschichten, sowohl die auf der gebogenen Wand als auch die geraden mit etwas ungleichmäßiger Oberfläche.